Ansprache von Horst Eckert am 21.05.04 in Wollstein im Skansen-Museum

Herr Starost, meine Damen und Herren Bürgermeister, verehrte Gäste, liebe Heimatfreunde.

Wir haben uns heute hier im Skansen-Museum getroffen, um gemeinsam in einer kleinen fröhlichen Runde das Land Polen als Partner in der Europäischen Gemeinschaft zu feiern.

Wir waren früher Nachbarn, die gute und schlechte Zeiten zu ertragen hatten. Vor allem waren es die letzten Jahrzehnte, die unsere Völker entfremdet haben.

Betrachten wir aber unsere gemeinsame Geschichte der letzten 
Jahrhunderte, so müssen wir feststellen, es war nicht immer so. Deshalb haben wir uns auch hier im Skansen-Museum getroffen. Hier sehen wir Gebäude aus der Siedlungszeit der deutschen Siedler, die ais Bürger aus deutschen Provinzen nach Polen gerufen wurden. Sie haben hier Land zur Rodung von polnischen Grundherren erworben, Häuser nach polnischer Sitte Gebaut oder sich von polnischen Handwerkern bauen lassen. Ich darf hier auf die ehemalige Gastwirtschaft aus Silz-Hauland (Solec-Nowy) oder das Bauernhaus aus Niederhausen (Reklinek) verweisen.

Beide Volksgruppen - Polen und Deutsche - haben in der Zeit der Siedlung und auch danach - voneinander gelernt. Das Leben miteinander war zwar nicht immer leicht, doch die Phase des Friedens und der Wille zum Frieden war untereinander größer als die Geschichte darüber berichten will. Wir müssen mehr Mut zur geschichtlichen Wahrheit aufbringen und nicht vieles einseitig sehen, so werden wir auch in Zukunft besser miteinander auskommen und verstehen.
Wir als Heimatkreis Wollstein haben schon gleich nach der Wende 1989 Brücken nach Wollstein geschlagen. Wir wollten und suchten die Begegnung mit unseren früheren Nachbarn und Freunden. Wir wollten miteinander reden und uns einmal über die Dinge unterhalten, die uns in den letzten Jahrzehnten entfremdeten.

Sicher haben wir nicht alle Vorbehalte aufarbeiten können - dies gilt für beide Seiten aber wir haben eines erreicht: wir haben viele Vorbehalte abbauen können, sodass wieder alte Freundschaften belebt wurden und neue Freundschaften geschlossen werden konnten, so wie es hier unter Deutschen und Polen üblich war.

Sie, meine Damen und Herren der Politik, wie auch viele Bürger und auch die Presse, haben sich für diese Verständigung eingesetzt. Sie waren alle ein zuverlässiger Partner für unsere Reisegruppen.
Ihnen gilt unser Dank, dass wir ehemaligen deutschen Bewohner wieder in unsere Heimat, in die Heimat der Eltern fahren können und hier auf den Spuren der gemeinsamen Geschichte ohne Behinderung wandeln und schauen können.  

Für die Zukunft sind wir alle aufgerufen, diese Verständigung noch weiter voranzutreiben, damit das gemeinsame Europa auch ein sicheres Dach erhält. 



UM WOLSZTYN 2004